Sunyata Meditation Sangha Stuttgart


Meister

Die frühen Jahre
Zen-Meister Thích Thông Triệt wurde 1929 in Südvietnam geboren. Schon in seiner Jugend zog es ihn in den Zen-Buddhismus, um Antworten auf die vielen spirituellen Fragen zu finden, die er hatte. Doch erst Ende 1972, als er fast 40 Jahre alt war, beschloss er, sich von allen weltlichen Beziehungen und Kenntnissen loszulösen, um in das klösterliches Leben einzutreten. Nach der Vorstellung durch den Ehrwürdigen Thích Thiện Hoa wurde er zunächst vom angesehenen Zen-Meister Thích Thanh Từ als Schüler aufgenommen und erst am Vesakh des Jahres 1974 (12. Mai) während seinem zweiten Meditationsseminar im Kloster Chân Không in Vũng Tàu in Südvietnam ordiniert.
Falsche Meditationspraxis
Im Juli 1975, einige Monate nach dem Fall Südvietnams, wurde er verschleppt und für 14 Jahre in verschiedenen Umerziehungs-lagern in Nord- und Südvietnam interniert. Er nennt diese Zeit seinen „unaufgeforderten Meditationsretreat“. In den ersten sieben Jahren nutzte er seine Situation, um zehn Stunden am Tag zu meditieren. Die Ergebnisse waren jedoch enttäuschend: Er war krank und fühlte sich oft entmutigt und beunruhigt.

Er vermutete, dass diese katastrophalen Auswirkungen auf Körper und Geist das Ergebnis einer falschen Meditationspraxis waren, wusste aber nicht genau, was mit seiner Praxis nicht stimmte.

Erste Verwirklichung
Anfang 1982 fühlte sich Meister Thích Thông Triệt in einer Sackgasse und in völliger Verzweiflung. Er hatte sieben Jahre lang anstrengend geübt, ohne jemals Samādhi erlebt zu haben. Im Gegenteil, er war weiterhin von wandernden Gedanken geprägt. Am vierten Tag nach dem neuen Mondjahr, Anfang Februar 1982, um 3 Uhr morgens, hatte er das Gefühl, in einer völligen Ausweglosigkeit zu landen, sodass er einen Kugelschreiber nahm und eine Reihe verneinender Wörter auf ein Stück Papier niederschrieb: "Keine Meditation, keine Anupassanā, kein Samatha, kein Samādhi, kein Verweilen, keine Verneinung, keine Verlassen, keine Abwesenheit, kein Verlöschen, kein Sammeln, keine Leere, nicht, nicht, nicht, nicht!"

Beim letzten “Nicht”-Wort drückte er den Kugelschreiber mit einer derartigen Wucht auf, dass sein Arm dabei emporschoss. In diesem Moment kam ihm plötzlich ein Blitzgedanke für seine Frage, die ihm so lange verborgen geblieben ist. Die Antwort ist nämlich: „Samādhi wird nur dann erreicht, wenn das innere Reden im Kopf abgestellt wird“. Er lachte laut vor Freude! In diesem Moment wurde ihm klar, dass er zu lange in der komplizierten Terminologie akademischer Buddhismustexte gefangen war. Erst nachdem er sich von dieser Terminologie trennte und den verbalen Dialog aus seinem Kopf verbannte, gelang es ihm, ein klares und leeres Gewahrsein zu erlangen. Sofort sprangen ihm vier Verse in den Sinn:

Ich habe mit allen weltlichen Dingen abgeschlossen
Mein Geist ist so leicht wie wandernde Wolken
Es gibt nichts mehr zu sagen
Gedanken erlöschen, wortlos, leerer Geist ...

Er wusste, dass dies eine spirituelle Verwirklichung war, ausgelöst durch eine Art ultimativer Berührung, welche in der Bewegung seines Armes seinen Ursprung nahm.
Nachdem er die Bedeutung seiner Verwirklichung verarbeitet hatte, legte er ein Gelübde ab: Wenn er seine Freiheit wiedererlangt, wird er die Pāli-Texte des frühen Buddhismus studieren und den Prozess, mit welchem Buddha praktizierte, sowie Erkenntnisse und letztlich vollständige Erleuchtung erlangte, als Grundlage buddhistischer Meditation lehren. Dieser Prozess repräsentiert die Quintessenz buddhistischer Meditation und basiert auf Wissen (P: pajānati).


Wirkung von korrekter Meditationspraxis
Nach seiner spirituellen Verwirklichung verspürte Meister Thích Thông Triệt ein ständiges Gefühl der Freude in sich und machte sich keine Sorgen mehr darüber, wann er aus dem Gefängnis entlassen werden würde. Er fühlte sich nicht erschrocken oder verängstigt, als die Gefängniswärter ihn aufriefen, so wie er sich stets zuvor gefühlt hatte. Sein Geist war gelassen. Er glaubte, dass seine Inhaftierung auf das Karma aus früheren Leben zurückzuführen war, und sobald die kausalen Bedingungen beseitigt sind, würde er frei sein. In der Zwischenzeit, da sein Karma noch nicht erschöpft war, würde er einfach seinen Zustand akzeptieren und sein Karma zurückzahlen. Mitte 1982, nur Monate nach seiner Verwirklichung, verschwanden langsam die psychosomatischen Krankheiten, die ihn zuvor beeinträchtigt hatten, und sein Gesicht strahlte. Er gelobte, sich nach der Freilassung mit der Neurowissenschaft zu beschäftigen, um zu verstehen, wie das Gehirn arbeitet, wenn sich eine Person in einem Zustand von Samādhi befindet, und welche biochemischen Substanzen abgesondert werden, wenn eine Person richtig oder falsch meditiert.


Meditation und Wissenschaft
Meister Thích Thông Triệt erlangte im Februar 1989 seine Freiheit zurück und kam im Dezember 1992 in die Vereinigten Staaten, wo er sich zunächst in Seattle, WA, niederließ. Anfang 1993 ereignete sich eine besondere kausale Fügung, ausgelöst durch den Besuch bei seinem Freund, hat er Dr. David Johnson, Ph.D. in Sozialpsychologie, Universität von Hawaii, kennengelernt. Herr Johnson brachte ihn zur Bibliothek der Universität von Hawaii, wo er ein 800-seitiges Buch über den Hypothalamus fand. Hiermit war der Anfang geebnet, sich tiefgreifendes Wissen im Gebiet der Neurowissenschaften anzueignen.
Seit 1994 hatte er den Wunsch, mithilfe der Positronenemissionstomographie (PET) Bilder des Gehirns während der Meditation aufzunehmen und die vier Elemente des wortlosen Bewusstseins zu identifizieren: ultimatives Sehen, ultimatives Hören, ultimative Berührung und ultimatives Erkennen, erwähnt vom Buddha im Bahiyā-Sutta (Khuddaka Nikāya „Kleine Diskurse“, Buch 3 Udāna „Die inspirierten, nicht angeregten Diskurse“). Aufgrund der hohen Kosten konnte er diesen Traum jedoch nicht verwirklichen.
Um sich auf die richtigen Bedingungen vorzubereiten, fokussierte er sich darauf, in den vier Haltungen Gehen, Stehen, Liegen und Sitzen nach Willen einen Zustand tiefer Meditation nach Willen zu erreichen. Er trainierte seinen Verstand, Gedanken willentlich entstehen zu lassen, da dieser andernfalls sie sonst im Zustand wortlosen Gewahrseins oder So-Geistes (Tathā-Geist) bleiben würde.

Bildgebung des Gehirnes
2006 erfüllten sich schließlich während einer Lehrreise des Meisters Thích Thông Triệt in Deutschland endlich die notwendigen Bedingungen zur Umsetzung der Gehirn-Abbildungen.
Durch Beharrlichkeit und günstige Umstände gelang es einer Schülerin der Sunyata-Meditation in Deutschland, mit Dr. Michael Erb, einem wissenschaftlichen Mitarbeiter am Institut für Neuroradiologie der Universität Tübingen, Kontakt aufzunehmen. Es folgte eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Dr. Michael Erb und Dr. Sitaram Ranganatha, einem Wissenschaftler am Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie in Tübingen. Dies führte in den folgenden Jahren (2007, 2008, 2009, 2010 und 2013) zu einer Reihe von Experimenten und Messungen unter Verwendung von fMRI (Functional Magnetic Resonance Imaging) und EEG-Geräten (Electroencephalography), an denen Master Thích Thông Triệt und andere Sunyata-Meditationspraktiker teilnahmen.
Über die Ergebnisse berichteten Dr. Michael Erb und Dr. Sitaram Ranganatha auf der OHBM-Jahrestagung 2010 in Barcelona (Spanien) und 2011 in Québec (Kanada). Das mit der Universität Tübingen durchgeführte Hirnbildgebungsprogramm bestätigte wissenschaftlich, was Meister Thích Thông Triệt bereits durch seine spirituelle Einsicht wusste, insbesondere:

  • Die Existenz und der Ort der vier Elemente des wortlosen Bewusstseins: ultimatives Sehen, ultimatives Hören, ultimative Berührung und ultimative Erkenntnis.
  • Die Position und Funktion der Elemente des weltlichen Geistes im präfrontalen Kortex: der denkende Geist, der Intellekt, das Bewusstsein und der „Sprachpfad“.

Die Experimente identifizierten auch den Ort des Tatha-Geistes oder des wortlosen kognitiven Gewahrseins (Bewusstseins) als Precuneus-Bereich des Kortex. Die 2010 durchgeführten Experimente zeigten auch, wie verschiedene Bereiche des Gehirns während jeder der vier Stufen von Samādhi funktionieren 

  • Samādhi mit innerem Gespräch und innerem Dialog (savitakko savicāro samādhi)
  • Samādhi ohne inneres Gespräch oder inneren Dialog
  • Samādhi mit vollem und klarem Gewahrsein (Bewusstsein) 
  • Unerschütterliches Samādhi (oder Soheit-samādhi)

Meditation als Dienst an der Menschheit
Meister Thích Thông Triệt zog 1993 nach Oregon und begann dort Anfang 1995 mit seinem ersten Grundlagen-Meditationskurs. 1998 ließ er sich in Südkalifornien nieder und erweiterte seine Lehrbemühungen. Bis heute wurden in Kalifornien, Texas, Washington DC, Kanada, Frankreich, Deutschland, der Schweiz und Australien mehr als 120 Meditation-Basiskurse sowie viele Meditation-Mittelstufenkurse und Meditation-Fortgeschrittenenkurse veranstaltet, womit tausende Menschen den Weg zur Meditation finden.
Meister Thích Thông Triệt hat die Essenz der vier Schulen des Buddhismus - des frühen Buddhismus, des Theravāda-Buddhismus, des Entwicklungsbuddhismus und des Zen-Buddhismus - mit den Erkenntnissen der Neurowissenschaften zu einer praktischen Methode kombiniert, die die Schüler dazu führt, wortloses Gewahrsein zu erfahren und schließlich die Natur der Soheit zu verinnerlichen. Indem er die Neurowissenschaften mit der Meditation in Einklang bringt, hat er gezeigt, dass die Buddhismus-Meditation wirklich eine praxisbezogene spirituelle Wissenschaft ist, und er hat praktische Methoden entwickelt, um Schülern dabei zu helfen, auch die finalen Ziele des Meditierens zu erreichen.
Für Meister Thích Thông Triệt ist es schließlich das Hauptziel der Meditation, der Gesellschaft zu dienen und Harmonie zu schaffen. Erstens schafft Meditation Harmonie im Geist und Körper des Praktizierenden, was zum körperlichen und geistigen Wohlbefinden und geistigen Wachstum führt. Zweitens schafft Meditation Harmonie innerhalb der Familie, der Gemeinschaft und der weiteren Umgebung, indem sie eine objektive Sicht auf das Leben fördert, die Dinge objektiv so sieht, wie sie sind. Dies geschieht, indem sie die schädliche Energie des Ego und die mentalen Unreinheiten geschwächt und die unermessliche Liebe, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut gefördert werden. Für diejenigen, die den spirituellen Weg weiter gehen möchten, ist die buddhistische Meditation das Tor, das zum Ende des Leidens, der Erleuchtung und der Befreiung vom Kreislauf von Tod und Wiedergeburt führt.
Unter der Anleitung von Meister Thích Thông Triệt ist Meditation kein schwieriges und mysteriöses Thema mehr. Seine Lebensgeschichte, seine Einsichten und die Art und Weise, wie er sein Leben führte, werden für viele zukünftige Generationen weiterhin eine Quelle spiritueller Inspiration sein.


Sein Ableben
Meister Thích Thông Triệt, Abt der Sunyata Meditation Association USA, hat die Gemeinschaft seiner Anhänger und die Welt verlassen. Er verstarb am 27. Dezember 2019 um 00:05 Uhr in Houston, Texas. Er hinterlässt ein großes spirituelles Erbe, welches seinen aktuellen Anhängern und zukünftigen Generationen eine Quelle der Erkenntnis und praktische Lebenshilfe sein wird.
Nguyễn Tường Bách hat einen ein sehr ausführlichen und guten Text über Sunyata und das Lebenswerk von unserem Meister Thích Thông Triệt geschrieben, der im Anhang ersichtlich ist. Die aktuelle Version ist nun auf DE und VN verfügbar.
  • Nguyễn Tường Bách hat einen ein sehr aus-führlichen und guten Text über Sunyata und das Lebenswerk von unserem Meister Thích Thông Triệt geschrieben, der im Anhang ersichtlich ist. Die aktuelle Version ist nun auf DE und VN verfügbar.
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